KINDER HABEN EIN LEBENSRECHT

Rheinische Post,

Zwölf Jahre hat Barbara Fetsch den Verein „Hilfe im Schwangerschaftskonflikt“ geleitet. Jetzt legt sie die Arbeit in die Hände einer jüngeren Nachfolgerin. Die 70-Jährige hat vielen Frauen geholfen, die glaubten, sie seien als Mutter überfordert.

Barbara Fetsch: „Es ist schön, wenn eine Mutter kurz vor der Geburt sagt, dass sie sich nach den vielen Bedenken jetzt doch auf das Kind freut.“

Fetsch

RP-FOTO: THOMAS BUSSKAMP

Führungswechsel im Verein „Hilfe im Schwangerschaftskonflikt“: Barbara Fetsch hat nach zwölf Jahren Arbeit im Vorstand, davon sechs Jahre als Vorsitzende, ihr Amt abgegeben. Nachfolgerin wurde Katrin Johns. Der Verein hilft schwangeren Frauen, die ihre Zukunft mit Kind als Problem sehen, weil sie finanzielle und persönliche Schwierigkeiten haben.

Frau Fetsch, sind Sie amtsmüde?

Fetsch: Nein, eigentlich nicht. Die Arbeit für den Verein würde mir immer noch Freude machen. Aber da ich in Kürze 70 Jahre alt werde, denke ich, das es ist richtig ist, anderen, jüngeren Platz zu machen. Weil eine gute Nachfolgerin gefunden ist, habe ich nicht wieder kandidiert.

Was macht Ihnen bei der Arbeit für den Verein Freude?

Fetsch: Frauen zu helfen, die in Not sind, weil sie ein Kind erwarten. Ich bin selbst Mutter von vier Kindern und kann mir diese Situation gut vorstellen. Außerdem macht es mich froh zu verhindern, dass das Lebensrecht von Kindern nicht beachtet wird. Und ebenso freut es mich, ihre Lebensmöglichkeit nach der Geburt zu verbessern. Es ist schön, wenn beispielsweise eine Mutter kurz vor der Geburt sagt, dass sie sich nach den vielen Bedenken jetzt doch auf das Kind freut und eine Perspektive sieht. Nicht zuletzt habe ich bei meiner Tätigkeit viel dazu gelernt.

Was denn?

Fetsch: Der Wert des Lebens wird offensichtlich nicht von allen gleich hoch eingeschätzt. Das hängt auch damit zusammen, wie schwierig Situationen sind, mit denen man fertig werden muss. Welche Hilfen es gibt, habe ich durch die Arbeit der Sozialpädagogin des Vereins mitbekommen. Und die Hilfe für Mütter lohnt sich und ist ja auch satzungsmäßige Aufgabe des Vereins.

Wie sieht die Hilfe aus?

Fetsch: Der Verein unterstützt Frauen mit der notwendigen Ausstattung wie Kinderbett, Kinderwagen und Babykleidung. Außerdem gibt es wenn nötig auch finanzielle Hilfen für die Zeit rund um die Geburt. Aber im Lauf der Jahre hat sich der Schwerpunkt verschoben, Beratung und Gespräch ist für die hilfesuchenden Frauen wichtiger geworden. Einige kommen von sich aus häufiger, um über ihre Situation reden zu können. Gelegenheiten zum Gespräch und zur Nachfrage ergeben sich aber auch, wenn die Frauen Babysachen oder auch Geld abholen.

Wie wird die Hilfe finanziert?

Fetsch: Überwiegend durch Spenden. Wir bekommen gut erhaltene Sachen fürs Kind, aber auch Geld. Von der Stadt bekommt der Verein zudem regelmäßig einen kleinen Zuschuss, weil sie uns als wichtige Hilfe anerkennt und uns Frauen in Notlagen schickt, ebenso wie die katholische Schwangerschaftsberatung „donum vitae“.

Wie finden Sie Spender?

Fetsch: Ich schreibe Bettelbriefe an Privatpersonen, an Firmen oder auch an Vereinigungen wie Rotary Club, Lions Club und American Women‘s Club. Die Stadtsparkasse übernimmt die Kosten für die Kontoführung. Durch die Unterstützung haben wir es geschafft, den Kostenapparat von rund 100 000 Euro pro Jahr für Miete. Beratung, Sozialpädagogin, Schreibkraft und finanzielle Hilfen abzudecken. 2005 kamen 238 Schwangere zu uns, davor waren es über 270. Aber das überstieg fast unsere Kräfte.

Ist der Verein mit seinen Hilfen für schwangere Frauen ein Reparaturbetrieb für Versäumnisse der Gesellschaft?

Fetsch: Das ist zu hart ausgedrückt. Aber der Verein ist ergänzend tätig, wenn die allgemeinen Angebote der Gesellschaft nicht ausreichen. Die Mittel der Stiftung „Mutter und Kind“ beispielsweise sind zu knapp bemessen. In Düsseldorf wird zudem eine schwangere Frau nur unterstützt, wenn sie sich bis zu 20. Schwangerschaftswoche gemeldet hat. Wer sich später meldet, wird zu uns geschickt.

Was wünschen Sie dem Verein?

Fetsch: Dass er immer neue und zeitgemäße Wege findet, seine alten Ziele zu erreichen. Nichts ist von Dauer, Ideen und Anpassungen sind erforderlich. Es wäre schön, wenn dazu auch jüngere Mitglieder gewonnen und auch weitere Spender gewonnen werden könnten.

Das Gespräch führte Michael Brockerhoff

DER VEREIN

Etwa 100 Mitglieder hat der Verein Hilfe im Schwangerschaftskonflikt.

Ziel Frauen sollen unterstützt werden, die sich gegen eine Abtreibung entschieden haben. Adresse Herderstraße 36, Telefon 683198

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